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Realisierungswettbewerb McGraw-Gelände Ost 

München - Obergiesing-Fasangarten

Umfeld

Das ehemalige Kasernenareal  befindet sich im Übergangsbereich zwischen Stadt und Vorstadt.

Die Gegend ist stark im Wandel, dabei werden Gewerbeflächen der Wohnnutzung zu geführt und vorhandenen, vorortbildenden alte Siedlungsstrukturen, nachverdichtet.

Das Planungsgebiet ist im süd/östlichen Teil des McGraw-Geländes, dass durch den McGraw Graben geteilt wird und im Norden durch die Halle 19 begrenzt ist. Die Möglichkeit einer zukünftigen Wohnnutzung an dieser Stelle wird derzeit überprüft.

Der westliche Teil der ehemaligen Kaserne behält seine derzeitige Nutzung bei, so dass eine Erschließung von dieser Seite des Planungsgebiets, zum jetzigen Zeitpunkt versperrt ist.

Das angrenzende Gebiet im Osten, jenseits der Warthhofstraße, stellt mit seiner kleinteiligen Bebauung durch Einfamilien- und Doppelhäuser die Ausnahme dar.  Wiederkehrende, öffentliche Grünräume charakterisieren das weiter Umfeld.

Durch die U-Bahnstationen am St.-Quirin-Platz und den Mangfallplatz und der vorhandenen Buslinien ist der hauptsächliche Fußgänger und Radverkehr von Süden und Norden, über die Tegernseer Landstraße zu erwarten. Planerisches Ziel ist, das Gebiet weitgehend von Verkehr frei zu halten.

 

Städtebauliche Raumbildung

Das vorgeschlagen Konzept teilt das Quartier in drei Bereiche:

Im Süden das Wohnheim mit Einzelhandel, im Osten die neue Wohnbebauung und im Norden die Kindertageseinrichtungen mit dem Bewohnertreff.  

Die Gliederung des neuen Quartiers ist geprägt durch eine klare Anordnung von öffentlichen und privaten Räumen.

Die Gebäude gruppieren sich, zusammen mit den Bestandsbauten um einen „grünen Anger“. Die vorhandenen Bäume im Inneren bleiben erhalten.

Die entstehenden Freiräume gewährleistet einerseits ein hohes Maß an Durchlässigkeit zu den benachbarten Quartieren und Grünräumen hin, andererseits eine eindeutigen Erkennbarkeit der teilräumlichen Einheiten in deren Nutzbarkeit und Lesbarkeit. Die markante Raumbildung  des Siedlungsgrundrisses dient der Identifikation der Bewohner mit der Siedlung als „Heimat“ und mit den Quartiersplatz und Anger, als Ankerort.

Wohnen

Die Neubauten nehmen in Höhe und Ausrichtung städtebaulich Bezug auf den tradierten Bestandsbaukörper entlang der Warthofstrasse, rücken aber nun um 5 Meter von der bisherigen Baulinie zurück und erhalten damit die notwendige Distanz zum Straßenraum für qualitatives Wohnen mit Loggien im  Erdgeschoß.

Die früher geschlossene Bebauung ist nun perforiert. Drei Wohnblöcke reihen sich aneinander und bilden dadurch Wohnhöfe. Die Fugen zwischen den Gebäuden schaffen klare Orientierung und führen den Fußgänger vom öffentlichen Straßenraum, zum halböffentlichen Wohnhof, von dem aus wiederum die Hauszugänge erschlossen werden. Am Gebäude entlang gehend, erreicht man schließlich den öffentlichen, grünen Anger.

Die gut orientierten, taschenförmigen Freibereiche bieten Platz für Terrassen und Gärten sowie wohnungsnahes, nachbarschaftlich-integriertes Kinderspiel. Sie können direkt durch die jeweiligen Hausaufgänge erreicht werden und sicher so die private Wohnnutzung. Der Wohnungsmix ist so angelegt, dass Feuerwehrzufahrten   über das neue Wegenetz ausreichend sind.

Die vertikale Erschließung erfolgt über innenliegende, über das Dach belichtet und belüftete Treppen- und Liftanlagen. In hellen Materialen gehalten, werden bis zu 6 Wohnungen pro Etage erreicht. Der vielfältige Wohnungsmix stellt die Grundlage für eine gute soziale Mischung im Haus und auch übergreifend für das neue Wohngebiet dar. Durch die gewählte Gebäudeform entstehen Wohnungen mit unterschiedlichster Orientierung.

Bodentiefe Fenster lassen viel Licht in die Räume. Dem Tagesbereich sind großzügige Balkone als Fenster zum privaten Hof und Anger vorgelagert, zur Warthofstrasse sind es Loggien.

Gestapelte Grundrisse, Massivbauweise mit wenig vor und Rücksprüngen, durchlaufende Schächte und die direkten Lastabtragung bis in das Untergeschoß, erlauben eine wirtschaftliche Bauweise.

 

Wohnheim

Das Wohnheim ist in drei Baukörper gegliedert die jeweils durch eigene Hauseingänge erschlossen werden können.

Beim ersten Besuch erreicht der zukünftigen Bewohner die Rezeption über das Foyer im Haus 1 an der Tegernseer Landstraße. Hier befindet sich erdgeschossig auch die Verwaltungseinheit. Nach dem der Check-In erfolgt ist kann das eigene Apartment direkt über das entsprechende Treppenhaus erreicht werden. Hierfür wurden die Eingänge adressbildend an die Tegernseer Landstrasse (Haus1, Check-In), die Stadelheimerstrasse (Haus 2) und die Warthofstrasse (Haus 3) organisiert.

Das versetzte aneinanderreihen der einzelnen „Häuser“, bricht die Länge und hinterlässt beim Bewohner den Eindruck von maßstäblichen Einheiten auf der Etage. Durch die Entwicklung zweier Zimmertypen in unterschiedlicher Tiefe, aber gleicher Fläche von ca. 28m² entsteht durch die wechselseitige Anordnung, auf einfache Weise, ein mäandrierender, gut gegliederter Flur und unterstützt den Wunsch nach kleinteiliger Überschaubarkeit.

Im Gebäude verteilte Shared-Spaces bieten während des bis zu drei monatigen Aufenthalt, mit Schichtdienst, den räumlichen Ausgleich zur Kleinst-Wohnung.

So befindet sich in jedem Geschoss, in zentraler Lage, ein kleiner mit Teeküche ausgestatteter Gemeinschaftsraum, um auch Gäste bewirten zu können.

Im Haus 1 ist das Foyer für Ankommende und Abreisende um eine Longe erweitert. Hier können für die Versorgung außerhalb der Landeöffnungszeiten Mini-Market-Automaten aufgestellt werden.

Mehrere Wasch- und Trockenräume sind im Untergeschoß vorgesehen.

Über das erste Obergeschoss hat jeder Bewohner die Möglichkeit, an der gemeinschaftlichen Dachterrasse zu partizipieren. Von da aus kann der Nutzer das öffentliche Grün direkt über die zur Sonne orientierte Treppe erreichen, oder auf den Sitzstufen verweilen.

Dem obersten Geschoss mit Blick in die Stadt und in die Berge wird eine besondere Bedeutung für die Erholung zugewiesen. Hier besteht das Angebot für vielfältige Freizeitaktivitäten, wie Sport, Lesen, Kommunikation mit den Kollegen, Lernen oder gemeinschaftliches Kochen und Essen im Innen- und Außenbereich. 

Die gerasterte Konstruktion des Wohnheims und der Einzelhandelsfläche bis in das Untergeschoss, in Verbindung mit dem klare Erschließungskonzept, sowie durch Standardisierung vorgefertigter Elemente, lässt für den Bau, und auch für dem Betrieb, hohe wirtschaftlich erwarten.

Als Fassade wird eine zweischalige, hinterlüftete Fassade, mit wiederkehrenden raumhohen Elementen aus Faserbetonfertigteilen, vorgeschlagen. Mit ihrer hellen Farbe und klaren Struktur schafft sie die notwendige Prägnanz und Identität im Umfeld aus Frauengefängnis, ehemals Militärbauten und Verkehr.

 

Einzelhandel

Die Flächen für die Nahversorgung sind vollständig und kompakt in die Bebauung integriert. Sie befinden sich zum größten Teil unter dem Wohnheim, beanspruchen aber auch das gesamte Erdgeschoß des südlichen Wohnbaukörpers und unterbauen dessen privaten Hof.

Im östlichen Teil befindet sich die Anlieferungszone direkt neben der Zufahrt für die Tiefgarage.

Hier werden im inneren die Waren schallgeschützt für die großen Einzelhandelsflächen verteilt. Von wohnungsähnlicher Nutzungen im Osten (z.B. Personal- und Sozialräume, Büro) oder auch Wohnnutzungen im Norden (Fahrradräume, Hauszugänge) umschlossen, wird die typische Wirkung eines Supermarkt- Ambiente mit „Rückseite“ vermieden. Für die Bewohner ist der Nahversorger weitgehend verborgen. Der angrenzende Freiraum bleibt für das Wohnen unbelastet.

Die mehrfach flexibel teilbare Fläche für die Nahversorger erscheint nur für den gemeinsamen Zugang an der Stadelheimer Straße. Hier weicht die Fassade um ca. vier Meter von der Planungsgrenze zurück und entwickelt, zusammen mit dem Gehweg, den genügend großen Abstand gegenüber dem Straßenraum.

Entlang der Stadelheimer Straße und der Tegernseer Landstraße beleben kleinere Einzelhandelsflächen, mit Schaufenster den öffentlichen Raum.

Die Aufweitung zum kleinen Platz in Richtung Kreuzung bietet, gemeinsam mit der Bushaltestelle, ein ausreichend großes Vorfeld für kleinere Läden und Dienstleister. Die auch dort angesiedelte Gastronomiefläche ist gleichzeitig der Garant für einen lebendigen Betrieb über die Ladenschlusszeiten hinaus. Die transparent ausgebildete Erdgeschoßzone, mit durchgestecktem Gastraum schafft visuellen Bezüge zum öffentlichen Anger und gibt den Blick frei auf den lärmgeschützte kleinen Biergarten.

Soziale Nutzung

Wegen der starken NO2 Belastung, des Lärms, der schon stark komprimierten Nutzung im süden und um auch die privaten Freiflächen nicht übermäßig zu belasten, werden die sozialen Nutzungen im nördlichen Planungsgebiet angesiedelt. Sie sind der Puffer zur Halle 19 und gleichzeitig für die zukünftige Wohnbebauung das städtebauliche Bindeglied. Als Gebäude mit integrierter Sondernutzung dienen sie als räumlicher Abschluss für das öffentliche Grün nach Norden.

Es sind jeweils 2-geschossige Kindertageseinrichtungen in beiden Gebäuden vorgesehen. Das östliche Haus integriert die 2 Einrichtungen, die sich die direkt angebundene Freifläche teilen. Der länglich entwickelte Quartiersplatz  löst die Freifläche von der angrenzenden Wohnbebauung ab, um Störungen in Richtung Wohnen, die durch den Betrieb entstehen könnten, so gering wie möglich zu halten.

Der Parkplatz und die Anlieferung erfolgt für beide Gebäude über die Tegernseer Landstraße.

Über den Kita´s befinden sich, wie im übrigen Planungsgebiet, Wohnungen mit Loggien.

Die Gesellschaft befindet sich im demografischen Wandel. Wegen der guten Anbindung und der besonderen Lage bietet es sich an, hier innovative, zukunftweisende Wohnformen, wie Wohngemeinschaften für Senioren mit Versorgungsstützpunkt, Variowohnungen, oder ähnliches, vor zu sehen.

Die Fassade der Gruppenräume der Kindertageseinrichtung besteht aus einer Pfostenriegelkonstruktion, mit vorgehängtem Lochblech und quadratischen Ausnehmungen.

Der Gemeinschaftsraum für nachbarschaftliche Aktivitäten  befindet sich an der Schnittstelle zwischen Quartiersplatz und öffentlichen Grün und ist wegen, seiner zentralen Lage, für alle Bewohner gut sichtbar und erreichbar. Durch die Orientierung zum Anger mit eigener kleiner Freifläche ist ein gutes nebeneinander von gemeinschaftlicher genutzter und privater Fläche gewährleistet.

 

Schallschutz und Lufthygiene

Für den optimalen baulichen Schallschutz gegen die Verkehrslärmemission ist, der Belastung folgend, das Gebäude entlang der Stadelheimer Straße mit bis zu sieben Geschosse als Schallschutzriegel geplant. Der Abstand zwischen Neubebauung und den anschließenden Bestand ist maximal verdichtet.

Für die südliche Fassade des Wohnheims ist ein besonderes Schallschutz-Kastenfenster vorgesehen, dass in verschiedensten Varianten individuell ausgestaltet werden kann.  Das Prinzip des sogenannten „Hafencity-Fensters“  beruht auf zwei Fensterebenen, die versetzt gekippt werden können und zu Reinigungszwecken auch vollständig zu öffnen sind. An diversen Bereichen des Fensters sind verschiedene schallabsorbierende Materialien bauakustisch integriert. Zusätzlich sind die Öffnungsweiten schalltechnisch optimal begrenzt.

Die Schalldämmwirkung im geschlossenen Zustand beträgt über 50dB, bei schalltechnischer begrenzter Öffnungsweite 46db.

Bei der hohen Feinstaub- und NO2-Belastung der Südseite reicht die übliche Anforderung an eine Nennlüftung nicht mehr aus, daher erfolgt die Frischluftzufuhr über Dach.

Der Schallschutz für die privaten Freiflächen der einzelnen Wohngebäude wird durch den ausreichenden Abstand zu den Verkehrs-Schallquellen gewährleistet. Die Entwicklung einer hofartigen Bebauung schütz die Spielflächen für Kleinkinder zusätzlich vor übermäßiger Belastung.

Für die Verbesserung der Lufthygiene bildet der grüne Anger mit den vorhandenen  Bestandsbäumen den entsprechenden Filter.

Durch den technische Anlagenlärm der von der Halle 19 auf die ihr zugewandten Fassaden wirkt, wird für die Lüftung  ein zusätzliches, kleines Kastenfenster mit Prallscheibe vorgesehen. In der Art einer vorgehängten Fassade im Abstand von 50cm vor jedem Fenster, kann dann das Schalldämmmaß von 40db (Nacht)  erreicht werden. Das eigentliche Fenster für die belichtet ist dauerhaft geschlossen und wird nur zu Reinigungszwecken geöffnet.

 

Ruhender Verkehr

Um das Planungsgebiet weitgehend von KFZ-Verkehr frei zu halten werden die Parkplätze für Wohnheim, Einzelhandel die Tiefgarage konsequent über eine breite Rampe direkt von der Stadelheimer Strasse erschlossen. Verkehr an der Oberfläche findet lediglich für Anlieferung und Kurzzeitparker statt.

Bauherr: stadibau Gesellschaft für den Staatsbediensteten Wohnungsbau in Bayern mbH

Landschaftsarchitekt: el:ch landschaftsarchitekten PartGmbB

Visualisierung: formstadt architekten GmbH

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