Planungsworkshop Wohnanlage Laim, 1.Preis
München - Laim
Nachdem im Jahr 1892 der Rangierbahnhof eingeweiht wurde erlebt Laim einen sprunghaften Bevölkerungsanstieg. Im gleichen Jahr wurde das Stadterweiterungsbüro gegründet, dem zunächst Theodor Fischer vorstand, um das unkontrollierte Städtewachstum zu verhindern. Bis 1901 verzehnfachte sich die Bevölkerung in Laim. Das schnelle Wachstum führt schließlich am 1. Januar 1900 zur Eingemeindung Laims nach München. Um dem schnellen Wachstum Herr zu werden wurden in dieser Zeit große, schnell zu realisierende Stadtstrukturen gewählt. Es sind im wesentlichen Großstrukturen wie Blockrandbebauung im Wechsel mit Zeilenbebauungen in unterschiedlicher Höhe, die bis heute noch den Charakter und Charme des Stadtteils bilden.
Das zukünftige Baugebiet befindet sich in unmittelbarer Nähe von diesen historischen Gebäuden und soll die schon vorhanden Bebauung aus der Nachkriegszeit zum Teil ersetzten, ergänzen und Stadträumlich abrunden. Die Erschließung erfolgt hauptsächlich über die Senftenauerstraße. Die aus der Bauvoranfrage vorgeschlagenen Baukörper werden aufgegriffen.
Um die überaus große Baumasse zu strukturieren und aufzulösen wurden Gliederungselemente in Form von Faltungen und Aufweitungen eingeführt. Die Länge von über 100 Metern wird dadurch aufgebrochen und lässt beim entlangschreiten an der Saherrstraße ein ereignisreichen Stadtraum erwarten, der aufgrund der Faltung dem Betrachter maßstäbliche Fassadenabwicklungen und Proportionen präsentiert.
Die Vorgarten Zone ist jetzt gegliedert und verspricht vielfältige Aufenthaltsqualitäten. Die Position der Hauszugänge ist bewusst am Flächenübergang gewählt. Dem Betrachter wird unmissverständlich vermittelt: hier ist ein Hauseingang.
Die nördliche der Saherrstraße zu errichtende Neubaumaßnahme greift das Thema der leicht versetzten und zur Straße vertreten Baukörperanordnung der Bestandshauszeilen auf. Durch das knicken des Neubaus wird stadträumlich zwischen den bestehenden Gebäuden und des Straßenverlaufs vermittelt. Sie integriert sich gleichzeitig in das Gesamtgestaltungskonzept.
Erreicht man das Baugebiet von der Senftenauerstraße über Guido-Schneble-Straße beherrscht der zukünftige Wohnturm als Dominate das Erscheinungsbild des Stadtraums. Durch die Faltungen, begründet aus der leichten Verdrehung des heutigen Turms zum Straßengefüge, verändert sich beim entlanggehen automatisch der Blickwinkel. Das Volumen löst sich auf.
Wohnseitig entstehen vielfältige Blickbeziehungen und Durchblicke die bei dem Blick aus dem Fenster den Eindruck erwecken werden, nicht in einer großen Wohnanlage zu leben. Vielmehr erscheint das Gebäude mit seinem Außenraum kleinteilig und lädt durch die Vor- und Rücksprünge zu Aktivitäten im Freien ein, ohne das Gefühl von Maßstabslosigkeit entstehen zu lassen.
Die Freianlagen der neuen Wohnanlagen verstehen sich als inhaltliche und gestalterische Verlängerung des Hochbaus. Sie stärken die expressive Architektur des Hauses durch ihre verwandte Formensprache und erweitern die Funktionen des "Innen" durch klar zugeordnete Funktionsräume im "Außen". Dadurch entsteht ein in sich kohärenter Entwurf, der "innen" wie "außen" einen hohen Nutzwert bereitstellt und einen modernen Gestaltungsanspruch mit hohem Wiedererkennungswert transportiert.Der gestalterische Ansatz der Freianlagen ist es demnach, die Funktionsbereiche des Areals markant zu gliedern und so die entstehenden Teilräume klar einer Nutzung der Architektur zuzuordnen. Dies geschieht durch den Einsatz streng geschnittener Formhecken. Diese nehmen die diagonal verspringende Zonierung der Gebäudegrundrisse auf und verlängern die Wände der einzelnen Wohneinheiten nach außen. Während sich entlang des Gebäudeverlaufes Privatgärten erschließen, die den jeweiligen Erdgeschoßwohnungen zugeordnet sind, präsentiert sich am Angelpunkt des großen Gebäudes im Süden eine großzügige KiTa Freifläche. Diese ist in zwei Teilbereiche - in Nord und Süd - getrennt, die eine unterschiedliche Bespielung - mal ruhig, mal aktiv - erlauben. Entlang des südlichen Geländeverlaufes zieht sich ein halböffentlicher Anwohnerweg durch das Areal. Er dient gleichermaßen als Feuerwehr-Anfahrt. An ihn angegliedert sind auch die Drei TG-Zugänge, welche je mit einem kleinen Portal gefasst sind. Um diese 3 wichtigen Kreuzungspunkte zu aktivieren und auch den Anwohnern der südlichen Bestandsanlage einen hochwertigen Freiraumzugang zu ermöglichen, wäre eine Fortführung der Freiraumaktivierung entlang der drei Räume denkbar.
Das gesamte Areal wird großzügig mit Bäumen und Sträuchern begrünt. Dadurch wird die strenge Zonierung durch die Formhecken mit einem vertikalen Element kontrastiert. Zudem sorgen die Baumpflanzungen in den südlichen Gärten für eine natürliche Verschattung und attraktive Farbakzente.
Bauherr: Gemeinnütziger Wohnungsverein München 1899
Landschaftsarchitekt: RainerSchmidt Landschaftsarchitekten
Visualisierung: formstadt